4. Szene

Aus einem anderen Raum ist das Gegröle und der Gesang der ostfriesischen Männer zu hören. Sie feiern. Maria, Anna und Boing von Oldersum sitzen deprimiert am Tisch und erläutern ihre Situation. 
Anna: Diese feigen Ostfriesen. Hätte Onkel Johann noch gelebt, hätten es die Ostfriesen nie gewagt, unser Schloss in Besitz zu nehmen.
Maria: Das stimmt sicher.
Anna: Ich bin nur froh, dass du unser Freund geworden bist, Boing von Oldersum. Dabei bist du doch ein Ostfriese und von denen auch noch als Verwalter dieses Schlosses eingesetzt worden. Warum feierst du nicht mit ihnen?
Boing: Anna, du weißt doch genau, dass mir die Art und Weise, wie sie das Schloss in Besitz genommen haben, nicht gefällt.
Maria: Boing, ich kann es auch nicht glauben, dass du lieber mit uns Frauen in der Küche sitzt und dieses dünne Gesöff trinken willst. Warum gehst du dich nicht amüsieren?
Boing: Ob ihr es glaubt oder nicht, ich arbeite an einer Lösung. Irgendwie müssen wir die Ostfriesen loswerden.
Maria: Diese Frage stelle ich mir jetzt schon seit 3 Jahren, genauer seit 1524.
Pause
Boing: Besitzt ihr etwas Wertvolles?
Anna: Du weißt doch, wie viel Silber sich hier im Schloss befindet.
Boing: Richtig, das Silber! Dann müsste ich eigentlich nur noch heimlich aus dem Schloss kommen.
Maria: Wieso? Willst du den Ostfriesen das Silber stehlen?
Boing: Quatsch! Ich möchte mit dem Silber Soldaten anwerben. Ich werde sie dafür bezahlen, dass sie die Ostfriesen aus dem Schloss werfen.
Anna: Dazu müsstest du aber zuerst einmal das Schloss unbemerkt verlassen.
Boing: Habe ich das nicht eben gesagt?
Einen Moment lang sagt niemand etwas, dann:
Maria: Mensch, Anna. Wir sind blöd. Erinnerst du dich denn nicht, als Vater uns von dem unterirdischen Geheimgang erzählt hat?
Anna: Meinst du, dass es ihn wirklich gibt?
Maria: Ich meine es nicht nur, ich weiß, dass es ihn gibt. Ich bin selbst mit Vater und Christoph hindurchgegangen.
Boing: Weißt du denn auch noch, wo der Eingang zu diesem Geheimgang ist?
Maria: Sicher! Ich kann ihn dir gleich zeigen.
Boing: Nein! Nicht sofort. Wir müssen abwarten, bis es dunkel wird, sonst merkt Graf Enno was wir vorhaben.
Anna: Aber sie werden es doch merken, wenn du fort bist.
Boing: Die feiern schon zu lange. Bald werden sie sich für eine lange Zeit schlafen legen. Und noch bevor sie etwas bemerken, befinde ich mich wieder im Schloss. Das verspreche ich euch.
Maria: Gut, dann lass uns jetzt erst einmal das Silber zusammensuchen.
Boing:  Das macht ihr. Ich lege mich schlafen, sonst bin ich heute Abend zu müde für einen langen Ritt.
Maria: Einverstanden! Komm Anna!
Die drei gehen ab. Die Gespenster erscheinen auf der Bühne.
Skepso: Oh, Pfiffikus. Da haben wir uns verflogen. Zwar nicht gründlich, aber es ist früh am Morgen und ich habe jetzt keine Lust zu schlafen. Lasst uns nur noch so ca. um 16 Stunden weiter reisen, ja?
Pfiffikus: Du hast leider Recht. Hier ist es wieder furchtbar hell.
Ratio: Langsam habe ich aber keine Lust mehr, durch die Zeit zu fliegen. Es macht entsetzlich müde.
Skepso: Ich bin ganz deiner Meinung! Diese Tageszeit ist unannehmbar.
Pfiffikus: Nur noch einmal! Fassen wir uns wieder an die Hände.
Ratio: Aber wieder links herum, in die Zukunft. Los geht es.
Die Musik spielt diesmal leiser. Dann wird es still. Die Gespenster liegen nach dem Tanz auf der Bühne. Während sie aufstehen, hören sie das Schreien von Menschenstimmen und das Dröhnen der Kanonen. Dann schlägt die Uhr Mitternacht.
Skepso: Wo sind wir, oder besser, welche Zeit haben wir jetzt denn erreicht?
Ratio: Es ist unsere Zeit, Mitternacht. So viel zu den positiven Neuigkeiten.
Skepso: Und was ist hier los, Pfiffikus?
Pfiffikus rennt zum Fenster und schaut hinaus.
Pfiffikus:

Skepso, ich glaube, wir sind zu weit gereist. Boing von Oldersum hat die Ostfriesen bereits aus dem Schloss vertrieben. Und nun stehen ...

Ratio: Nein! Du willst uns doch jetzt nicht sagen, dass dieser Krach da draußen von den Ostfriesen kommt?
Pfiffikus: Doch! Sie stehen im Moment vor den Mauern und belagern das Schloss.
Skepso: Ich erinnere mich! Eine furchtbare Zeit. Von diesem Lärm konnte ich nie richtig schlafen. Ständig wurde ich von diesen blöden Kanonen geweckt.
Ratio:

Ich will nicht viel sagen, Pfiffikus. Aber dem noch einmal beizuwohnen, dazu habe ich kein Verlangen.

Pfiffikus: Wollt ihr schon wieder reisen?
Skepso: Wir wollen nicht, wir müssen.
Pfiffikus: Ihr wisst doch, dass dem Schloss nichts geschieht. Bald kommt Boing mit einem Brief vom Kaiser.
Ratio:

Ich weiß. Ein Brief, der den Ostfriesen befiehlt abzuziehen und Maria beauftragt das Jeverland zu regieren.

Pfiffikus: Genau! Solch ein Brief.
Skepso: Lass uns endlich reisen. Ich bin von dieser langen Tour schon so müde geworden.
Ratio: Ja, schnell weg von hier. Ich will nicht die jammernden, angstvollen Gestalten hier im Schloss sehen. Die lassen sich von uns jetzt sowieso nicht mehr erschrecken.
Pfiffikus:  Schon wieder weiterziehen?
Ratio u. Skepso: Pfiffikus!
Pfiffikus: Schon gut! Ich habe verstanden.
Sie fassen sich wieder an die Hände. Mit dem Tanz verschwinden sie wieder von der Bühne.

Theater

Personen Prolog 1. Szene 2. Szene 3. Szene 5. Szene Schluss